In dieser Woche plündern wir Museen und Privatsammlungen und bringen beim Historic Friday eine neue Wagenklasse an den Start: die bildschönen, nahezu unbezahlbaren Rennsportwagen der 50er Jahre. Zur Auswahl stehen 6 Fabrikate der damals hubraumstärksten und schnellsten Klassen. Mit dem agilen, aber nicht allzu stark motorisierten Jaguar D-Type und dem hochentwickelten, eleganten Aston Martin DBR1 haben wir gleich zwei Le Mans-Siegerfahrzeuge im Feld. Aus Italien stammen mit dem beeindruckend klingenden und sehr leistungsstarken Ferrari 315S sowie dem etwas skurrilen, mit guter Straßenlage, aber schlechten Bremsen ausgestatteten Lancia D24 Sports zwei Sieger der legendären Mille Miglia. Ebenfalls aus Italien tritt der brachiale Maserati 450S an, der mit seinem 4,5-Liter-V8 das mit Abstand stärkste, aber auch am schwersten zu kontrollierende Fahrzeug im Feld ist und auch in seiner realen Historie durch zahlreiche Unfälle und technische Effekte trotz überragender Geschwindigkeit nur wenige Siege einfahren konnte. Aus Deutschland stammt zu guter Letzt der aus Formel 1-Technik abgeleitete Mercedes W196S, der dank Kompressoraufladung und technischen Spielereien wie die beim Verzögern hinter dem Fahrer ausfahrende Luftklappenbremse trotz seines geringen Hubraums und recht hohen Gewichtes gute Fahrleistungen erreicht.
Viele Rennen der damaligen Zeit fanden auf langen und sehr gefährlichen Landstraßenkursen statt. Mit dem Circuito di Pescara in Italien nehmen wir einen dieser Kurse unter die Räder. Die fast 26 Kilometer lange Strecke gilt als längster, jemals von der Formel 1 befahrener Kurs und zeichnet sich durch eine außergewöhnliche Zweiteilung aus. Bemerkenswert sind die zwei außerordentlich langen Geraden, die die zweite Hälfte der Runde prägen und jeweils nur geringfügig kürzer sind als die schikanenlose Hunaudières-Gerade in Le Mans. Hier erreichen die Wagen Geschwindigkeiten von bis zu 280 km/h, im Windschatten auch mehr – für die damalige Zeit absolut beeindruckend. Und der Kontrast zum vorhergehenden Streckenteil könnte größer nicht sein: kurz nach dem Start geht es auf schmalen, welligen Landstraßen durch die Randbezirke der Stadt und dann hoch in die Berge, vorbei an Feldern und Olivenhainen, durch kleine Dörfer und immer ohne jegliche Auslaufzonen. Wer hier bis ganz ans Limit geht, hat kaum Chancen, die Runde heil zu beenden, stattdessen besteht die Kunst darin, die perfekte Balance auf Speed und Sicherheitsspielraum zu finden. So oder so: trainieren lohnt sich hier, denn es braucht einige Zeit, um sich die wichtigsten Passagen einzuprägen.
Aufgrund der hohen Streckenlänge fahren wir diesmal nur 3 Rennen zu jeweils 2 Runden.
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