In dieser Woche wird es richtig historisch. Wir nehmen uns einige der ersten Rennwagen überhaupt vor, aus den 1900er Jahren. Uns erwarten drei urtümliche Konstruktionen, mit massiven Leiterrahmen, rudimentärer Federung, schwachen und ausnahmslos nur auf die Hinterachse wirkenden Bremsen und schmalen Reifen. Neumodische Konzepte wie Ventilüberschneidung waren damals noch unbekannt, und so schöpfen diese Wagen ihre spärliche Leistung schon bei niedrigsten Drehzahlen aus gewaltigen Hubräumen.
Mit 13 Litern, die auf nur vier Zylinder verteilt werden, ist der Renault AK Grand Prix nicht nur das Hubraum-, sondern auch das mit Abstand leistungsstärkste Fahrzeug im Feld. Satte 90 PS werden auf die Hinterräder gewuchtet. Zugleich ist der Wagen jedoch recht schwer und durch sein sehr übersteuerndes Fahrverhalten sowie seine 2 unabhängigen Bremssysteme extrem anspruchsvoll zu fahren. Der mit etwas mehr als 11 Litern Hubraum auch nicht gerade kleine Peerless Green Dragon III liegt um einiges ruhiger und gleicht sein erhebliches Spitzenleistungsdefizit durch massives Drehmoment von über 1000 Nm aus. Hauptproblem sind die praktisch nicht existenten Bremsen, mit denen der schwere Koloss gut 100 Meter früher bremsen muss als die Konkurrenz. Ein wahres Leichtgewicht ist der praktisch Karosserielose REO Bird, dessen Motor bedeutend kleiner, und mit nur 32 PS auch der schwächste im Feld ist. Hinzu kommt das spartanische Zweiganggetriebe des Wagens und seine Tendenz, unter Last zu verwinden und nach rechts zu ziehen. Dennoch kann er – durch recht gute Bremsen und viel Grip – mit seinen Konkurrenten mithalten.
Spaß machen alle Wagen, und die Herausforderung liegt hier weniger darin, die perfekte Linie zu finden, als vielmehr, diese archaischen Maschinen heil über eine Runde zu bringen. Aus diesem Grund halten wir es auf Streckenseite einfach und begeben uns nach Daytona Beach in Florida. Der alte, extrem schnelle Kurs war zwischen 1902 und 1958 in Betrieb – bis er durch den neu gebauten Speedway-Kurs ersetzt wurde. Besonderheit der alten, nur aus zwei endlosen Geraden und zwei Kurven bestehenden Strecke war, dass sie zu etwas mehr als 50% auf dem feinen, glatten Sand des Strandes aufgebaut wurde. Asphaltiert ist nur die lange Gegengerade, beide Kurven bestehen ebenfalls aus Sanduntergrund. Dies erlaubt natürlich tolle Slides, macht das Fahren aber nochmals anspruchsvoller. Welches Fabrikat unter diesen Bedingungen die Nase vorn haben wird, bleibt abzuwarten.
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