Ich habe die mittlere Option gewählt und bin persönlich für Variante 3. Bevor ich genau ausführe warum möchte ich gleich mal vorab eines gesagt haben: Bitte nehmt es nicht persönlich. Es stellt ausschließlich meine persönliche Meinung und Erfahrung dar.
Zunächst einmal halte ich den Ansatz, der seitens der Serienadmins verfolgt wird, für verständlich. Gewichte können die Leistungsdichte eines Fahrerfeldes noch verstärken, was ja im Sinne von Fahrern, Zuschauern und der Adminschaft liegt. Das Problem: Sie können das nur, wenn 2 Dinge "perfekt" abgestimmt:
1.) Die Platzierungsgewichtsvergabe bzw. -verteilung:
Was in der letzten Saison sehr drastisch war, ist mit den nun herrschenden Maximalgewicht von 130 kg (ohne Strafen jetzt zu berücksichtigen
) zwar nicht mehr so krass, aber trotzdem noch vorhanden: Das Fahrer mit hohen Gewicht (knapp unter dem Maximalgewicht oder eben diese haben) sich stets nach hinten verteidigen müssen. Sobald man als "Fetter" sich im Zweikampf befindet, hat man gegen so gut wie keinen Fahrer auch nur den Hauch einer Chance sich dagegen ernsthaft zu wehren. Und jemanden zu überholen geht auch nur zu Beginn des Rennens oder wenn jemand einen großen Fehler macht. Selbst kleinere Fehler wie falsche Spurwahl oder Probleme beim Rausbeschleunigen reichen für den schweren Fahrer so gut wie nie, um vielleicht doch noch an dem „leichten“ Vordermann vorbeizukommen.
Dagegen kann dann natürlich eine geringere Gewichtsbandbreite (wie bereits andiskutiert) helfen. Doch da kommt dann das Problem, dass eine zu geringe Bandbreite dann die Gefahr birgt, dass man das Gewicht eigentlich nicht "spürt" und es kaum einen Unterschied macht. Die Grenze zu finden ist meiner Meinung nach sehr schwer, vor allem bei einem Fahrerfeld mit einem sehr breiten Leistungsspektrum. Und das bringt mich zu 2.) was es aus meiner Sicht braucht, damit ein Platzierungsgewichtssystem Sinn macht
2.) Ein leistungstechnisch möglichst homogenes Fahrerfeld:
Damit ein Platzierungsgewichtssystem auch so funktioniert wie erwünscht, müssten diejenigen Fahrer mit wenig Gewicht stets solch Ergebnisse einfahren, damit sie wieder aufladen und die mit viel Gewicht eben wieder ausladen können. Doch wenn man sich mal die Platzierungsgewichtsverteilung über die ca. 1,5 Saisonen ansieht, muss man feststellen, dass es ab einem gewissen Punkt in der Saison (so ca. nach Rennen 4 oder Rennen 5 in den jeweiligen Saisonen) kaum zu großen Verschiebungen bei den Gewichten kommt. Sprich: Diejenigen die viel haben, behalten das auch und diejenigen die wenig haben ebenfalls. Doch warum ist dieser Umstand vorhanden, der eigentlich vom Konzept her nicht sein darf? Ganz einfach: Weil es hier wie in nahezu jeder größeren Liga mit dauerhaft 20+ Fahrern es eine große Leistungsbreite gibt.
Diese Leistungsbreite ist zum größten Teil nicht gottgegeben, sondern basiert auf Talent, Übung, Erfahrung, Übersicht, Reaktionsschnelligkeit und natürlich auch manchmal Glück. Es ist aber unbestreitbar, dass es nun Fahrer gibt, die bei gleichen Bedingungen wesentlich langsamer sind als andere. Das Gewichtssystem soll ihnen ja da nachhelfen, aber häufig nützen sie nicht diese "Chance", weil eben eine oder mehrere der vorhin genannten Eigenschaften bei ihnen fehlt. Ich habe schon oft hier nun Rennen erlebt, wo ich hinter Leuten fuhr wo ich weiß, dass ich die bei gleichem Gewicht 2 Sekunden pro Runde abnehmen kann, aber ich wegen dem Gewicht einfach keine Chance gegen sie hatte. Trotz meiner gewichtsbedingten Unterlegenheit habe ich aber gerade einmal in 3 von bis heute 19 bestrittenen Rennen Gewicht ausladen können: Letztes Jahr in Dubai (verschuldet durch Unfallverwicklung), dann in Donington (durch Probleme beim Start) und dieses Saion in Monza (aufgrund von eigener Dummheit). Sonst war ich immer auf der Plusseite und das trotz Überschreitung des unter normalen Umständen maximal erreichbaren Gewichts. Wenn ich an den Start gehe weiß ich schon jetzt, dass wenn ich normal ein Rennen ohne Problem abspule ich noch immer im Mittelfeld lande und damit es kaum schaffe, nennenswert Gewicht (wenn überhaupt!) auszuladen. Ein Umstand, der bei einem halbwegs homogenen Fahrerfeld mit Gewichtssystem nicht sein kann. Dass ich kein Einzelfall bin, lässt sich hier auch an anderen Fahrer wie Alex oder Markus Walter vielleicht sogar noch krasser sehen, die mit Maximalgewicht immer auf den vordersten Rängen zu finden sind.
Wie man also sieht, sind die beiden Vorrausetzungen für ein gut funktionierendes Platzierungsgewichtssystem meiner Meinung nach nicht gegeben, weshalb bei einer weiteren Gewichtsreform bei Beibehaltung des alten Systems wir wieder an dem Punkt ankommen werden, denn wir jetzt haben. Ansätze wie Gewichtsverteilungen von Rennen zu Rennen würden meiner Meinung nach zu ähnlichen, wenn nicht in so eklatanter Form vorkommen, doch so widersprechen meiner persönlichen Überzeugung, die für mich das stärkste Argument gegen Platzierungsgewichte sind:
Für mich persönlich ist Leistung als solche anzuerkennen, egal wo, solange sie auch als solche zu sehen ist. Platzierungsgewicht ist für mich keine Honorierung von Leistung, sondern nichts anderes als eine Bestrafung ebendieser. Leute, die aberdutzende Runden trainieren, die jahrelange Erfahrung mitbringen und eben das können, sollen für eben das alles bestraft werden, nur damit andere nicht gleich die Motivation verlieren, weil sie nicht nach vorne kommen? Für mich ehrlichgesagt einfach nur eine Schikane gegenüber diejenigen die am oberen Ende des Leistungsspektrum sich befinden. Das zB ich da bin wo ich jetzt fahrleistungstechnisch bin ist nicht auf Talent, Glück oder Super-Duper-Rig zurückzuführen, sondern durch gute Tipps, sich Einarbeiten in die Materie und Training, Training und nochmals Training. Ihr könnte ja mal die Adminschaft selbst fragen, wo ich zum Anfang meiner Simracingkarriere stand: Ich begann sie ziemlich genau vor 5 Jahren in ebendieser Serie auf rf1. Als ich angefangen habe zu fahren war ich zeitentechnisch gut 3 - 4 Sekunden pro Runde langsamer als Felix oder Carsten und das bei gleichen Gewicht und das auch nur wenn rundentechnisch bei mir gepasst hat! Heute bin ich auf dem gleichen Niveau wie sie und das lag eben nicht an den Gewichten, sondern durch viel Training und Geduld. Ich habe damals um keine Platzierungsgewichte in der "alten" GT Pro verlangt, obwohl Benni Thiermann und Micha Müller das restliche Feld nach Strich und Faden auseinandergenommen haben und es dort mehr denn je nötig gewesen wäre sowas zu implentieren. Stattdessen habe ich hunderte Runden trainiert und habe nun Stand auch auf Anhieb ein Niveau zu haben, welches mich ins Mittelfeld katapultiert.
Es muss natürlich nicht jetzt jeder wie ein Wahnsinniger trainieren, denn Real Life geht natürlich nun mal vor, aber warum nicht einfach akzeptieren, dass es nun mal gute und nicht so gute Fahrer gibt? Warum sollen die letzteren mit Biegen und Brechen zu Topergebnissen bringen, was nicht wirklich klappt, während andere für ihre bessere Leistung quasi als Anerkennung ein Gewicht umgehängt (!) bekommen? Ich bin persönlich der Meinung, dass wir hier alle erwachsen genug sind um zu verstehen, dass bei Wettbewerben nun einfach nicht jeder ganz vorne mitmischen kann und man das deshalb nicht künstlich durch Gewichte herbeiführen soll, weshalb ich eben für eine nächste Saison ohne Gewichte bin. Wenn jemand dadurch Seriensieger wird, ja mein Gott, dann hat er das verdient und er ist gut genug, da kann man nur dazu dann neidlos gratulieren. Wenn jemand nur deshalb hier mitfährt oder überhaupt eine Sportart nur ausschließlich deshalb betreibt, um darin der Beste zu sein, der hat sowieso meiner Meinung nach eine etwas fragwürdige Einstellung zu dem was er macht.
